Lockdowns, brüchige Lieferketten und Auftragsengpässe: Covid-19 infizierte die steirische Wirtschaft im abgelaufenen Jahr mit fatalen Umsatzeinbrüchen und groben Unsicherheiten am Weltmarkt. Doch selbst im Ausnahmejahr 2020 gelang einigen steirischen Unternehmern, ihre Firmen mit Innovationskraft und Durchhaltevermögen durch die Krise zu navigieren – und so dem Jahr 2020 ihren Stempel aufzudrücken.
Millionenaufträge rund um den Globus – von Kanada über Indien bis nach Spanien: Die steirische Andritz AG mit CEO Wolfgang Leitner trotzte der Krise auch im „Corona-Jahr“ 2020 mit beeindruckenden Großaufträgen. I-Tüpfelchen für den steirischen Umsatzkaiser (zuletzt über 6,67 Milliarden Euro): ein spektakulärer 100 Millionen Euro schwerer Auftrag für ein Wasserkraftwerk im Senegal. „Weltformat“ hat auch KNAPP-CEO Gerald Hofer im Ausnahmejahr bewiesen: Souverän navigierte der Topmanager die rund 4.500 Mitarbeiter durch die Krise – und sorgte so für solide Auftragseingänge ohne gröbere Umsatzverluste.
Ähnliches gilt für Herbert Decker: Der Ennstaler Geschäftsführer der Maschinenfabrik Liezen (MFL) verbuchte noch im November einen internationalen Auftrags-Doppelpack – und sicherte damit den Standort einmal mehr ab. So wie Michael Winkelbauer: Der Chef des gleichnamigen Angerer Betriebs zog im Herbst einen spektakulären Großauftrag für die Belieferung kritischer Infrastruktur in den USA an Land.
Souveräne Krisenmanager
Nicht verschont blieb von „Corona“ auch der Grazer Motorententwickler AVL: Kurzarbeit, Gehaltsverzicht in der Führungsetage und 220 Kündigungen waren die Folge. CEO Helmut List ließ mit klarer Kommunikation dennoch keinen Zweifel an der Zukunftsfähigkeit des Traditionsbetriebs. Diese stellt man auch beim Paldauer Online-Anbieter Niceshops nicht in Frage – ganz im Gegenteil: Covid-19 bescherte Geschäftsführer Roland Fink eine Verdoppelung des Umsatzes auf 100 Millionen Euro.
Krisenresistent präsentiert man sich auch in Turnau: Heldeco-Eigentümer Helmut Dettenweitz angelte auf allen (!) Kontinenten nach Aufträgen – und investierte in Millionenhöhe in die Digitalisierung. Ähnlich wie Infineon: Der Halbleiterhersteller rund um Vorstandsvorsitzende Sabine Herlitschka hat das Grazer Forschungszentrum neuerlich um 290 Arbeitsplätze erweitert.
Millioneninvestitionen im Krisenjahr
Wichtige Zeichen für den Wirtschaftsstandort Steiermark setzte im Krisenjahr 2020 die Papierbranche: Kartonerzeuger Mayr-Melnhof mit Konzernchef Peter Oswald rüstete das Frohnleitner Werk mit der Rekordinvestition von 100 Millionen Euro auf, Papierproduzent Sappi mit Werksdirektor Max Oberhumer nahm in Gratkorn rund 35 Millionen Euro in die Hand. Für einen Spatenstich in die Zukunft sorgte auch Pankl-CEO Wolfgang Plasser, der bis 2022 ein Luftfahrtzentrum sowie 200 neue Arbeitsplätze in Kapfenberg entstehen lässt. Kostenpunkt: 30 Millionen Euro.
Für das modernste Holzverarbeitungszentren Mitteleuropas sorgte 2019 ein Unternehmer-Trio aus dem Mariazellerland: Peter Kaml und Rudolf Huber (Kaml & Huber) realisieren mit Baumeister Hans-Peter Zefferer, der größte Arbeitgeber der Region, ein technologisches Gustostückerl um knapp zehn Millionen Euro – die größte Investition seit Jahren im Mariazellerland. Als zuverlässige Unternehmergrößen bestätigten sich einmal mehr Neuroth-CEO Lukas Schinko und J. Hornig-Geschäftsführer Johannes Hornig: Während der Akustiker mit einer Millioneninvestition an den neuen Standort in Lebring übersiedelte, verbuchte die Grazer Kaffeerösterei einen Rekordumsatz. Die Krise bremste auch Gilbert Krenn aus: Der Geschäftsführer des Mobilitätszulieferers Breitenfeld Edelstahl investiert in schwierigen Zeiten – und stellt auf die zukunftsorientierte Anlieferung mit der Bahn um.
Innovationsgeist und Expansion
Dass die Pandemie auch für neue Ideen genutzt werden kann, bewies Edera Safety aus Lebring: Die Designagentur rund um Geschäftsführer Thomas Saier entwickelte kurzerhand Premium-Masken, die bei den olympischen Sommerspielen in Tokio Verwaltungs- und Organisationspersonal vor Infektionen schützen soll. Den mit Corona verbundenen Digitalisierungsboom wussten vor allem Patrick Ratheiser und Christian Weber zu nutzen: Die Geschäftsführer von Leftshift One sind ausgerechnet im Krisenjahr von zehn auf 50 Mitarbeiter angewachsen – und expandierten nach Deutschland.
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