Noch lässt sich der steirische Außenhandel trotz volatilen Umfelds nicht bremsen. Zumindest ortet diesen Trend die Steiermärkische Sparkasse: Laut des heimischen Finanzinstituts sind Finanzierungen zu Export und internationalen Expansionen trotz Ukraine-Krieg wieder auf rekordverdächtigem Niveau. Vor allem durch ausländische Beteiligungen und digitale Prozesse stärken steirische Betriebe aktuell die internationalen Ambitionen.
Gerade als der steirische Außenhandel nach den coronabedingten Einbrüchen im vergangenen Jahr zur Erholung ansetzte, stellten die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine die heimischen Unternehmen vor neue Herausforderungen.
Wir registrieren aktuell – entgegen der Erwartungen – ein besonders hohes Interesse des Marktes an exportorientierten Finanzierungen.
Oliver Kröpfl, Steiermärkische Sparkasse
Noch seien diese aber nicht gänzlich in der Realwirtschaft angekommen, heißt es seitens der Steiermärkischen Sparkasse. Im Gegenteil: Zurzeit würden exportorientiere Finanzierungen auf überraschend hohem Niveau liegen, sagt Oliver Kröpfl, Vorstandsmitglied der Bank: „Durch die Pandemie wurde der Export im Vorjahr massiv gebremst, auch internationale Expansionen von steirischen Unternehmen wurden unterbrochen. Diese Entwicklung hat sich nun umgekehrt: Wir registrieren aktuell – entgegen der Erwartungen – ein besonders hohes Interesse des Marktes an exportorientierten Finanzierungen“, betont Kröpfl.
Die Situation in der Ukraine habe derzeit nur bedingt Einfluss auf die steigenden Exportaktivitäten der steirischen Unternehmen, so das Vorstandsmitglied. Nachsatz: „Wir verzeichnen in diesem Segment zurzeit nur eine geringfügige Reduzierung. Wir müssen aber davon ausgehen, dass brüchige Lieferketten und die eklatanten Kostenerhöhungen bei Strom, Treibstoff und Gas sowie Rohstoffen etwas zeitverzögert die Positiv-Entwicklung einbremsen werden.“
Beteiligungen nehmen zu
Konkret würden zurzeit vor allem Beteiligungen durch steirische Betriebe an internationalen Unternehmen zunehmen. Auch Finanzierungen für die internationale Expansion und exportorientierte Betriebsmittel liegen laut Steiermärkische im Trend.
Die hohe Nachfrage an Exportkrediten lässt sich auch faktisch festhalten: Mit einem Marktanteil von über 45 Prozent im Bereich der exportorientierten Betriebsmittelfinanzierungen von Klein- und Mittelunternehmen ist die Steiermärkische Sparkasse laut österreichischer Kontrollbank auf diesem Sektor mittlerweile zur Nummer eins in der Steiermark avanciert. Besonders Beteiligungsfinanzierungen sind in diesem Zusammenhang „ein wichtiges Instrument“ für unsere Kunden, sagt Kröpfl.
Positiver Effekt auf österreichische Leistungsbilanz
Entscheidend: Die durch die Österreichische Kontrollbank (ÖKB) geförderten Kredite müssen nachweislich einen positiven Effekt auf die rot-weiß-rote Leistungsbilanz vorweisen können. Heißt konkret: Industrieunternehmen müssen etwa Sorge dafür tragen, dass Beteiligungen an ausländischen Unternehmen zu einer Mehrauslastung der heimischen Produktion führt.
Immer häufiger würde – um die internationale Expansion zu stärken – auch in digitale Prozesse investiert werden, betont das Vorstandsmitglied: „Effektive digitale Prozesse sind erforderlich, um am Weltmarkt zu reüssieren. Viele unserer expansionsorientierter Kredite beinhalten daher mittlerweile Komponenten wie den Aufbau einer digitalen Infrastruktur bzw. Optimierung der Cybersicherheit“, sagt Kröpfl.
Bestes Beispiel dafür ist Hörakustiker Neuroth: Das Unternehmen sorgt aktuell mit digitalen Maßnahmen – und eben Unterstützung der Steiermärkischen – für die internationale Expansion. Innerhalb der vergangenen zwölf Monaten hat der heimische Marktführer die relevantesten Systemabläufe des Unternehmens, das in sieben Ländern agiert, einer digitalen Frischzellenkur unterzogen – und damit massiv beschleunigt. Der digitale Relaunch sorgt im gruppenweiten Supply Center in Lebring etwa dafür, dass die Durchlaufzeit zwischen Bestellung, Produktion und Auslieferung der Hörgeräte künftig rund um ein Drittel kürzer sein wird.
Internationale Expansion durch Digitalisierung
„In den kommenden Jahren steht jedes Unternehmen davor, ein Softwareunternehmen zu werden. Hier findet definitiv ein Paradigmenwechsel statt. Auf Basis der Digitalisierung können wir nicht nur die für uns entscheidende persönliche Kundenorientierung ausbauen, sondern auch neue Strategien und Geschäftsmodelle entwickeln. Das ist die Basis, um die internationale Expansion unseres Unternehmens weiter voranzutreiben“, sagt Neuroth-CEO Lukas Schinko.
„Die digitale Transformation erlaubt uns, Prozesse – wie eben etwa Bestellungen aus unseren rund 260 Fachinstituten in sieben Ländern – noch effektiver abzuwickeln und damit Kosten zu reduzieren“, sagt Neuroth-CFO Michael Paul. Auch im Bereich der Beteiligungsfinanzierungen kooperieren Neuroth und die Steiermärkische: „Wir sind sehr stolz, ein derart innovatives Unternehmen wie Neuroth unterstützen zu dürfen, den internationalen Weg weiter zu beschreiten. Neuroth trotzt mit exportorientierter Innovationskraft und Mut der aktuellen Situation. Diese wirtschaftliche Zuversicht müssen wir uns trotz der neuerlich herausfordernden Phase beibehalten“, fordert Steiermärkische Sparkasse-Vorstandsmitglied Kröpfl.