Über 2.400 Aussteller und mehr als 90.000 Besucher: Der Mobile World Congress (MWC) in Barcelona ist in den vergangenen Jahren zur Drehscheibe der weltweiten Technologiebranche avanciert. Markus Seme, Geschäftsführer von BearingPoint Austria, und Kevin Condron, Direktor bei Technologie-Riese IBM, ordnen für Wirtschaftswelt die Innovationen und Trends auf der europäischen Leitmesse ein.
Trend 1: Keine Zukunft ohne künstliche Intelligenz
Roboterhunde, humanoide Avatare oder Flugtaxis: Der Mobile World Congress in Barcelona gleicht in diesem Jahr einmal mehr einem Blick in die Zukunft – und in dieser spielt künstliche Intelligenz (KI) eine zentrale Rolle. Egal, ob etwa in den metallernen Vierbeinern oder über den Wolken: KI würde Einzug in alle Lebensbereiche ziehen, resümiert der internationale Technologieexperte Kevin Condron von Technologiegigant IBM im Gespräch mit Wirtschaftswelt. „Künstliche Intelligenz ist dank großer und mittlerweile für alle Unternehmen verfügbarer Sprachmodelle – wie jenem von ChatGPT-Hersteller OpenAI – zur Massenware geworden. Kaum ein Unternehmen kann es sich leisten, darauf zu verzichten. Dementsprechend dominant ist die Technologie in diesem Jahr hier in Barcelona. Kein Stand ohne KI.“
KI ist nun in der Lage, verschiedensten Applikationen – wie eben auch menschenähnlichen Robotern – Leben einzuhauchen.
Markus Seme, BearingPoint
Das sieht auch der heimische Experte nicht anders: Markus Seme, Geschäftsführer des Hightechunternehmens BearingPoint Austria, bestätigt: „Insbesondere die erwartbare und zunehmende Verknüpfung aus KI und Robotik ermöglicht neue Anwendungen. KI ist nun in der Lage, verschiedensten Applikationen – wie eben auch menschenähnlichen Robotern – Leben einzuhauchen.“
Trend 2: Asien gibt den Ton an
Wer hinter den Innovationen findige Start-ups vermutet, irrt. Großunternehmen sorgen für die Akzente – vor allem aus Asien, bestätigen die Experten: „Kapitalstarke Hightechfirmen speziell aus China und Südkorea überschwemmen den Markt mit innovativen Produkten“, sagt Technologieexperte Seme.
Condron bestätigt: „Die Komplexität und Vielfalt der Herausforderungen, mit denen wir konfrontiert sind, sind beispiellos, insbesondere in einem Marktumfeld, das durch zunehmenden internationalen Wettbewerb geprägt ist. Dabei ist besonders bemerkenswert, wie asiatische Unternehmen durch ihre Innovationskraft – auch hier in Barcelona – immer stärker in den Vordergrund treten. Die globale Sichtbarkeit asiatischer Hersteller hat definitiv ein sehr hohes Niveau erreicht.“ Ob IBM Angst vor den chinesischen Entwicklungen hat? Condron winkt ab: „Nein, es ist eine Herausforderung.“
Trend 3: Technologiegrenzen verschwimmen
Ein weiterer Trend: In Barcelona scheint nun endgültig die Ära der verschwimmenden Technologiegrenzen eingeläutet worden zu sein.
Während etwa die südkoreanische Telecom ein Lufttaxi am Stand präsentiert, überrascht Smartphone-Hersteller Xiaomi gar mit einer Fahrzeugentwcklung: „Unternehmen, die traditionell auf bestimmte Segmente spezialisiert waren, erweitern nun ihr Angebot um eine Vielzahl von Produkten, von Smartphones über Drohnen bis hin zu fortschrittlichen Wearables. Diese Verschiebung spiegelt nicht nur den rasanten Fortschritt der Technik wider, sondern auch eine strategische Anpassung an die sich wandelnden Verbraucherbedürfnisse und -erwartungen. Die Fähigkeit, sich schnell an neue Markttrends anzupassen und Technologien über traditionelle Grenzen hinweg zu integrieren, wird zunehmend zu einem entscheidenden Wettbewerbsvorteil“, erklärt Seme.
Condron sieht das nicht anders: „Die Grenzen von Technologie verschwimmen: Die Unternehmen wagen sich in unterschiedlichen Domänen nach vorne.“