Mit der „Start-up Idea Competition“ holt die „Gründerschmiede“ Science Park Graz die unternehmerischen Ideen von morgen vor den Vorhang: Bei der bereits 15. Auflage kündigten sich etwa eine Bremsrevolution, eigens hergestellte Proteine für Impfstoff-Tests und der digitale Kassenbeleg als Geschäftsmodelle von morgen an. Der Schaulauf der unternehmerischen Zukunft gilt als Startrampe ins Start-up-Business.
Coronabedingt fand die bereits 15. Auflage des Ideen-Contests des Hightech-Inkubators Science Park Graz auch heuer online statt – ins Netz gingen dabei erstmals über 220 innovative Ideen. In sechs unterschiedlichen Kategorien („Mobility“, „Energy & Environment“, „Health“, „Special Societal Impact“ und „Digital Economy & ICT“ sowie „Space“) zeichnete die Jury mit Vertretern aus Wirtschaft, Forschung und Medien die zukunftsträchtigsten Einfälle mit 2.000 Euro pro Kategorie aus.
Unser Ideencontest hat sich als fixe Anlaufstelle der Gründer von morgen etabliert – und ist damit eine der wesentlichen Startrampen ins Start-up-Business.
Martin Mössler, ESA BIC Austria & Science Park Graz
„Die Protagonisten unseres Ideenwettbewerbs liefern mit ihren Visionen und Geschäftsmodellen den Beweis, dass auch in Krisenzeiten neue Impulse entstehen können – diese Chancen wollen wir letztlich mit dem Ziel nutzen, universitäre Forschung und Entwicklung in reale Arbeitsplätze zu verwandeln“, erklärt Martin Mössler, Geschäftsführer des Science Park Graz und Manager des ESA-Gründungszentrums in Österreich. „Unser Ideencontest hat sich als fixe Anlaufstelle der Gründer von morgen etabliert – und ist damit eine der wesentlichen Startrampen ins Start-up-Business“, sagt der Geschäftsführer. Das würde vor allem der Blick in die Vergangenheit beweisen, in der sich „eine Vielzahl von Gründern den Weg von der ‚Start-up Idea Competition‘ zum erfolgreichen Unternehmer gebahnt hat“, betont Mössler.
Nachhaltiger Kassenbeleg
Am Beginn dieser Entwicklung steht auch Alexander Winkler, Sieger in der Nachhaltigkeitskategorie „Energy & Environment“. Der Grambacher hat mit „Flixbill“ den Kassenbeleg digital gedacht: Konkret wird dabei der Beleg kontaktlos – via „Near Field Communication“ (NFC) – ans Smartphone übertragen. „Alle Rechnungen sind dadurch an einer Stelle zentral abrufbar, die umweltschädliche Zettelwirtschaft gehört der Vergangenheit an“, erklärt Winkler. Aktuell ist der FH Joanneum-Student in Vorbereitung eines Prototypenprojekts mit Hobex, internationaler Anbieter von bargeldlosen Bezahllösungen.
Noch mehr Fahrt hat – kategoriebedingt – die Entwicklung des „Mobility“-Gewinners „GreenBrakes“ aufgenommen: Das oststeirische Start-up leitet die eigens entwickelten Bremsen aktuell in Serie über – gemeinsam mit einem börsennotierten US-amerikanischen Konzern. „Unsere Bremse wird spätestens 2023 auf den internationalen Straßen unterwegs sein. Daran lässt uns nichts mehr zweifeln“, freut sich Geschäftsführer Marcel Alper.
Dieser Elektromotor ist schlichtweg schneller darin, Druck auf die Bremsbakken auszuüben.
Marcel Alper, „GreenBrakes“
Das Erfolgsrezept des Hartberger Jungunternehmens ist eine neuentwickelte elektromechanische Bremse, die mit einem winzigen E-Motor anstelle von Hydraulik, Pneumatik oder Kraftverstärker auskommt. „Dieser Elektromotor ist schlichtweg schneller darin, Druck auf die Bremsbakken auszuüben. Das bringt eine schnellere Reaktion und damit vor allem mehr Sicherheit auf den Straßen“, erklärt Alper. An der Technischen Universität Graz sollen die Bremsen, die vorzugsweise in Fahrzeugen und Anhängern Anwendung finden, aktuell weiterentwickelt werden.
Hefe als Basis für Impfungen
Eng mit der TU Graz ist auch der Einfall von Claudia Rinnofner verwoben: Die Biotechnologin und Gewinnerin in der Kategorie „Health“ produziert mittels Hefe eigene Proteine – die Basis für ihre Entwicklungen schuf die gebürtige Eisenerzerin an der Technischen Universität. Künftig sollen damit Impfstoff-Tests durchgeführt und Alternativen zu Antibiotika erforscht werden können. „Proteine sind schon heute die Basis für Impfungen und ermöglichen die gezielte Suche nach Antikörpern“, sagt Rinnofner, die derzeit auf Investorensuche ist, um die Entwicklung ihres Unternehmens „BisyBios“ voranzutreiben.
Nachhaltiger Einwegkaffeebecher
Von besonders hohem gesellschaftlichen Mehrwert ist die Idee von Agatha Sowinski und David Minatti-Krauhs: Die Gründer von „Seedcup“ wollen Kaffeesatz nutzen, um daraus zu 100 Prozent biologisch abbaubare Coffee-to-go-Becher herzustellen. Dafür haben Sowinski und Minatti-Krauhs eine Hightech-Maschine entwickelt, die das Kaffee-Nebenprodukt zu einem komplett biologisch abbaubarem Einwegbecher mit rein natürlichen Verbundstoffen presst. Nach Gebrauch zersetzt sich der Becher in Kontakt mit der Erde innerhalb von 24 bis 48 Stunden. Von der „Start-up Idea Competition“-Jury wurden die Wahl-Steirer mit dem ersten Platz in der Kategorie „Special Societal Impact“ ausgezeichnet.
Im Vergleich zu aktuell vorhandenen Schiffen kann dadurch eine weitaus höhere Reichweite erzielt werden kann.
Andrew Cass, „Charge Made Good“
An einer Echtzeit-3D-Scan-Applikation für das Smartphone arbeitet das Team rund um Chetan Kumar: Perceive 3D, Sieger der Kategorie „Digital Economy & ICT“, will mit der Entwicklung insbesondere Hobbykünstler und Content-Erzeuger ansprechen. Den Schlüssel zu energiearmen Segeljachten hat Andrew Cass gefunden: Auf Basis eines neuartigen Propellerdesigns sowie smarten Steuer-Algorithmen, die ihren Ursprung in der Raumfahrt haben, reduziert „Charge Made Good“ den Energiebedarf von Segelyachten drastisch.
„Im Vergleich zu aktuell vorhandenen Schiffen kann dadurch eine weitaus höhere Reichweite erzielt werden kann. Aktuell befinden wir uns in der Prototypenphase“, sagt Start-up-Gründer Cass. Die Jury zeichnete Entwicklung dem ersten Platz in der Kategorie „Space“ aus.
Zur Experten-Jury zählten heuer:
- Dagmar Eigner-Stengg (Leitung GründerCenter der Steiermärkischen Sparkasse)
- Christoph Loik (GründerCenter der Steiermärkischen Sparkasse)
- David Widnig (GründerCenter der Steiermärkischen Sparkasse)
- Gudrun Haage (Büro für Gleichstellung und Frauenförderung TU Graz)
- Roswitha Wiedenhofer (FH Joanneum)
- Christoph Adametz (Technologietransfer TU Graz)
- Gernot Faustmann (Forschungsmanagement- und service Uni Graz)
- Arno F. Likar (LIKAR Rechtsanwälte & HAI Smart Equity)
- Andreas Morianz (Wirtschafts- und Tourismusentwicklung Stadt Graz)
- Roman Vilgut (Kleine Zeitung)
- Martin Mössler (Science Park Graz, ESA BIC Austria)