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AI Austria präsentiert „AI Literacy Landscape“: KI-Kurse für Einsteiger boomen

Durch den „AI-Act“ sind Unternehmen seit Februar verpflichtet, die KI-Kompetenz ihrer Mitarbeitenden sicherzustellen. Einen Überblick über die heimischen Bildungsangebote liefert nun erstmals AI Austria: Die Plattform hat über 300 Kurse, Seminare und Weiterbildungsformate im Bereich KI in Österreich identifiziert. Der niedrigschwellige Zugang zu KI-Wissen ist in Österreich besonders breit verfügbar. Blinde Flecken gibt es im Schulsystem.

WIEN/GRAZ. Exakt 334 Kurse, Seminare und Weiterbildungsformate im Bereich künstlicher Intelligenz zählt die aktuell erstmals erschienene „AI Literacy Landscape“ von AI Austria. Die vom Netzwerk führender KI-Experten vorgestellte Landkarte bietet einen Überblick über – öffentliche wie private – Organisationen, Bildungsanbieter, Hochschulen und Universitäten, die Aus- und Weiterbildungen im Bereich KI-Kompetenz anbieten.

KI-Experte Patrick Ratheiser ortet Handlungsbedarf im Schulsystem. (Foto: Leftshift One)
Will Orientierung im Bildungs-Dschungel geben: AI Austria-Vorstandsmitglied Matthias Grabner (Foto: Grabner)

„Uns war es besonders wichtig, eine erste Kategorisierung und Strukturierung vorzunehmen, um Orientierung zu geben und sichtbarer zu machen, wer welche Angebote schafft. Es soll ein Wegweiser durch den KI-Bildungs-Dschungel sein“, erklären die Initiatoren Patrick Ratheiser und Matthias Grabner, Vorstandsmitglieder von AI Austria. Noch heuer soll eine zweite Ausgabe der „AI Literacy Landscape“ erscheinen – und so die Entwicklung im Bereich der KI-Kompetenzbildung möglichst aktuell abbilden.

Vor allem im Hinblick auf den seit Februar geltenden „AI-Act“, der verbindliche KI-Rechtsrahmen der EU, sei diese kontinuierliche Orientierungshilfe erforderlich, argumentiert das Duo: „Mitarbeitende in verschiedensten Funktionen – von der Produktentwicklung bis zur Personalabteilung – müssen laut Regulativ darauf vorbereitet sein, KI-Systeme kompetent, verantwortungsvoll und rechtskonform einzusetzen. Die Weiterbildung im Umgang mit KI ist damit keine Zukunftsfrage mehr, sondern eine unmittelbare unternehmerische Notwendigkeit.“

Die Analyse der Bildungsangebote spiegelt diese Entwicklung wider: „Die Auswertung zeigt ein rasant wachsendes Interesse an KI-Schulungen – sowohl bei Unternehmen als auch Einzelpersonen. Bildungsträger reagieren zunehmend auf den Bedarf und bieten spezialisierte Programme an. Auffällig ist, dass private Anbieter und Organisationen im Bereich der Erwachsenenbildung aktuell den Großteil des Angebots stellen“, betont Ratheiser. 

Schulen als „blinder Fleck“

Thematisch richtet sich der überwiegende Anteil des Angebots an Einsteiger: „Der niedrigschwellige Zugang zu KI-Wissen ist in Österreich bereits breit verfügbar“, sagt Grabner. Expertenschulungen seien zwar ebenso vorhanden, aber noch wesentlich seltener: „Sie finden sich vor allem in den Bereichen Data Science, Coding und dem technischen Setup von KI-Infrastrukturen“, analysiert der KI-Experte.

Thematisch widmet sich die Weiterbildung in Österreich vor allem KI-Tools, der KI-orientierten Programmierung und dem „Prompt Engineering“: Fast zwei Drittel aller Weiterbildungsangebote sind rund um das gezielte Formulieren von Anweisungen an eine künstliche Intelligenz und den dazugehörigen Werkzeugen angesiedelt. Die restlichen Formate adressieren spezifischere Einsatzbereiche – etwa im Marketing, Personalwesen oder in der Automatisierung. Die meisten Angebote – fast 79 Prozent – finden online statt, über 60 Prozent kosten unter 760 Euro. „Das macht sie auch für kleinere Unternehmen und Einzelpersonen interessant“, so Grabner.

Offene Potenziale im Bildungsbereich

Industrielle KI-Weiterbildungsangebote seien derzeit hingegen noch unterrepräsentiert, geht aus der Landkarte hervor. Gänzlich außen vor scheint hingegen das Schulsystem zu sein, befinden die Initiatoren: „Während Schülerinnen längst intuitiv mit generativer KI im Schulalltag experimentieren, fehlt es vielen Lehrkräften noch an gezielter Unterstützung und Weiterbildung“, sagt Ratheiser.

Für ihn liege allerdings genau hier „ein entscheidender Hebel“: „Wir brauchen systematische Weiterbildungsprogramme, um auch die Pädagogen zu befähigen, KI nicht nur zu verstehen, sondern auch sinnvoll in den Unterricht zu integrieren. Denn Bildung darf bei der digitalen Transformation nicht hinterherhinken – sie muss ihr Motor sein.“ 

Für den Co-Gründer des steirischen KI-Pioniers Leftshift One ist klar: „Während Schüler mit Gratis-Versionen generativer KI experimentieren, ohne dass deren Grenzen transparent gemacht werden, fehlt es Lehrkräften an einer fundierten Ausbildung im Umgang mit diesen Technologien. Das ist weder pädagogisch verantwortungsvoll noch zukunftsfit.“

KI-Kompetenz im Pflichtschulbereich dürfe „nicht beim Prompten enden“, warnt Ratheiser. Er sagt: „Es geht nicht nur darum, mit der KI zu sprechen – sondern vor allem darum, sie zu hinterfragen“. Bei Halluzinationsraten zwischen „zwei und 40 Prozent von KI-Systemen“ sei der gesunde Hausverstand wichtiger denn je. Für Ratheiser ist daher klar, dass „Wahrheit erkennen“ die zentrale Kompetenz der Zukunft heiße.

Denn: „Wer mit KI arbeitet, muss lernen, Quellen zu prüfen, Inhalte zu verifizieren und kritisch zu denken. Genau hier muss Schule ansetzen – nicht technikzentriert, sondern menschenzentriert“, so der Experte. Bildungsdirektionen und Schulen seien daher dringend gefordert, „Rahmenbedingungen zu schaffen, die eine reflektierte und kompetenzorientierte Auseinandersetzung mit KI ermöglichen. Und das beginnt bei der Lehrerausbildung“, appelliert Ratheiser.

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