Als Prüfstandspezialist hat sich Autforce insbesondere in der internationalen Automobilindustrie einen Namen gemacht. Nun haben die Steirer eine zumindest bemerkenswerte Transformation hingelegt: Neben Prüfstandsoftware werden am aktuell stark vergrößerten Standort in Lebring nun auch vollständige Anlagen gebaut. Möglich hat das auch die Steiermärkische Sparkasse gemacht.
„Wer fast ein Vierteljahrhundert erfolgreich am Automotive-Markt tätig ist, den bringt so leicht nichts mehr aus der Ruhe“, sagt Oliver Hohnhold. Der Geschäftsführer der 55-köpfigen südsteirischen Autforce spielt dabei auf die vergangenen 36 Monate an: In diesem Zeitraum hat der Automotive-Pionier einen spektakulären Spurwechsel hingelegt.
„Wir haben uns vom klassischen Softwarelieferanten hin zum Maschinenbauer entwickelt, können am internationalen Markt nun ein Package aus digitaler Plattform und Anlage anbieten“, erzählt Hohnhold. Heißt konkret: Die Lebringer bauen nun auch vollständige Prüfanlagen, mit denen Produktionsfehler erkannt und Qualitätsabweichungen erfasst werden.
Auf diesen läuft in der Regel das Ursprungsprodukt von Autforce: die hauseigene Softwareplattform, mit der die Prüfstände gesteuert und optimiert werden. „Unser Know-how liegt hier insbesondere in der stets komplexer werdenden Fahrzeug-Kommunikation und dessen Bussystemen. Dieses Kommunikationssystem ermöglicht eine zuverlässige Vernetzung der Steuergeräte innerhalb des Fahrzeugs, die für die Optimierung von Leistung, Effizienz und Sicherheit unerlässlich ist“, erklärt Hohnhold. Dass man nun als Maschinenbauer mit umfassenden Software-Know-how auftreten könne, sei ein „Alleinstellungsmerkmal am internationalen Markt“, versichert der Autforce-Geschäftsführer: „Es gibt kaum Maschinenbauer, die auch Software verstehen“, so Hohnhold.
60 % des Umsatzes (von zuletzt 7,3 Millionen Euro) werden in der Automobilindustrie – darunter Referenzen wie Magna Powertrain oder ZF – erwirtschaftet. Der Rest des Umsatzes verteilt sich auf die Luftfahrt sowie den Gesundheits- und Medizinsektor und die Bauindustrie.
Steiermärkische sichert Erfolgskurs
Grund für den unkonventionellen Schritt in den Anlagenbau sei die hohe Nachfrage gewesen, erklärt Hohnhold: „Wir haben das auch auf Drängen unserer Kunden getan, um das Know-how gebündelt aus einer Hand anbieten zu können.“
Die Transformation – vom Softwaredienstleister zum Maschinenbauer – war mit Hürden versehen, erklärt der Autforce-Zuständige: „Wir haben uns in ein völlig neues Geschäftsfeld vorgewagt, der Kapitalbedarf war plötzlich um ein Vielfaches höher.“ Die Folge: Trotz konstantem 25-prozentigen Unternehmenswachstum – sogar während der Pandemie – sank zwischenzeitlich der Cashflow. Paradox: Da mit dem Trend zur E-Mobilität insbesondere die Nachfrage für Hightech-Anlagen zur Inverter-Prüfung der Lebringer explodierte, stiegen die vorfinanzierten Produktzukäufe massiv.
Die bisherige Hausbank zeigte dafür kein Verständnis. In der Steiermärkischen Sparkasse fand Autforce jedoch einen Partner, um den Expansionskurs auch finanziell zu stemmen: „Die Steiermärkische Sparkasse hat den für uns neuen Markt der Maschinenbauer sofort verstanden, aber noch wichtiger: Sie haben unsere Herangehensweise erkannt“, sagt Hohnhold.
Indirekte Exportfinanzierung
Über den Zugang der Bank zur Österreichischen Kontrollbank (OeKB) wurde der eingeschlagene Erfolgskurs fortgesetzt: „Die Entscheidung von Autforce, neue Unternehmenskompetenzen aufzubauen, ist ein beeindruckendes Beispiel für unternehmerischen Mut und visionäres Denken. Es zeigt, wie wichtig es ist, über den Tellerrand hinauszuschauen und bereit zu sein, Risiken einzugehen, um Innovationen voranzutreiben. Diese Art von unternehmerischem Mindset ist es, die wir als Steiermärkische Sparkasse besonders wertschätzen und unterstützen wollen. Durch die Bereitstellung finanzieller Mittel und den Zugang zu weiteren Finanzierungsinstrumenten über die Österreichische Kontrollbank haben wir das Potenzial für eine nachhaltige Unternehmensentwicklung gefördert“, sagt Oliver Kröpfl, Vorstandsmitglied der Steiermärkischen Sparkasse.
Konkret ins Spiel konnte die Steiermärkische neue Finanzierungsmöglichkeiten der OeKB bringen, die den indirekten Export stützen: „Dabei wird die Exportquote des Kunden als Basis für die Auslandsgeschäfte des Unternehmens herangezogen. Dadurch kann auch ein indirekter Exporteur von den Vorteilen der Exportfinanzierung profitieren. Erst durch dieses Vorgehen waren wir in der Lage, die angestrebten Finanzierungsformen der OeKB zur Verfügung zu stellen“, erklärt Kröpfl.
Das umfassende Know-how der Steiermärkischen im Bereich der Exportfinanzierung sei „der Schlüssel für Autforce, die eine Reihe von exportorientierten Industriebetrieben aus Österreich beliefert“ gewesen, betont das Vorstandsmitglied.
Ausbau am Standort
Auf Basis dieser Finanzierungsstrategie konnte auch der bereits finalisierte Ausbau am Standort bewältig werden: In einem neuen Gebäude wurden unlängst 1.000 Quadratmeter zusätzliche Bürofläche sowie 400 Quadratmeter Produktionsfläche geschaffen.
Drei Millionen wurden investiert. „Je nach Auftragslage erwägen wir eine optionale Erweiterung um weitere 400 Quadratmeter, um unseren wachsenden Bedürfnissen gerecht zu werden“, planen Hohnhold und Co-Geschäftsführer Christian Hanbauer nach dem Spurwechsel bereits das nächste Manöver: den Überholvorgang. Hier gelangen Sie zur Website des Unternehmens.
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