Mit den warmen Temperaturen startet auch die Oldtimersaison. Über den Winter eingerostete Bauteile stellen die Besitzer meist vor große Herausforderungen: Ersatzteile sind meist rar – oder gar nicht mehr vorhanden. Komponenten aus vergangenen Automobil-Jahrzehnten kommen daher immer öfter aus dem 3D-Drucker. Das ruft die oststeirischen Spezialisten von M&H auf den Plan, die alte Bauteile rekonstruieren.
Obwohl Oldtimer hierzulande pro Jahr im Schnitt nur 700 Kilometer auf den Straßen fahren, stehen Reparaturen bei den oft viele Jahrzehnte alten Fahrzeugen an der Tagesordnung. Allerdings: „Während Bauteile für neue Wägen sehr einfach ausgetauscht werden können, gestaltet sich das bei historischen Fahrzeugen wesentlich komplexer.
Die additive Fertigung erlaubt es uns grundsätzlich, Geometrien neu zu denken, damit Gewicht einzusparen und Funktionen zu optimieren.
Patrick Herzig, M&H
Einerseits weil die Produktion der Ersatzteile oft schon eingestellt wurde, andererseits da Teile neuerer Modelle nicht mit den Oldtimern zusammenpassen“, erklärt Patrick Herzig, Geschäftsführer des Ilzer Unternehmens M&H. Die Oststeirer sind seit vielen Jahren führend im 3D-Druck, mit Hilfe dessen sie alte Autos mit neuen Ersatzteilen versorgen. „Die additive Fertigung erlaubt es uns grundsätzlich, Geometrien neu zu denken, damit Gewicht einzusparen und Funktionen zu optimieren. Komponenten aus Titan, Aluminium, Edelstahl sowie auch neue Materialen wie Scalmalloy und Inconel werden in unserem Unternehmen hergestellt – und gegebenenfalls auch auf unseren CNC-Maschinen nachbearbeitet“, erklärt Herzig.
Das Know-how von M&H machen sich vor allem die internationale Luftfahrt, die Wasserkraft- sowie die Automotive-Industrie, der Motorsport und unterschiedliche Formel 1-Teams zunutze.
Singapur fährt auf Ilzer Know-how ab
Doch während etwa in der Königsklasse des Motorsports zunächst konstruiert und dann 3D-gedruckt wird, dreht sich ursprüngliche Ablauf zur Rekonstruktion von Ersatzteilen alter Fahrzeuge um. „Da meist keinerlei Konstruktionsdaten mehr vorliegen, werden die zu rekonstruierenden Ersatzteile zuerst gescannt und mit Lasern vermessen, um ein möglichst detailliertes 3D-Modell darzustellen“, sagt Herzig. Erst wenn aus dem Objekt ein Konstruktionsplan entstanden ist, werden die Ilzer 3D-Drucker angeworfen – und das Bauteil repliziert. „Wir sprechen in diesem Zusammenhang von „Reverse Engineering“, also dem umgekehrten Konstruktionsablauf“, so Herzig.
Das Interesse daran sei zuletzt massiv angestiegen, betont der Geschäftsführer: „Im Vergleich zu den Vorjahren verzeichnen wir in diesem – für uns eher kleinen – Geschäftsfeld einen Anstieg von 25 Prozent. Wir haben Aufträge aus ganz Österreich, aber auch aus dem internationalen Ausland. Etwa aus Belgien, Luxemburg, Schweden und zuletzt sogar Singapur“, erzählt Herzig.