Die neue Maschine sammelt Maisspindeln vom Acker. Diese gelten als wertvoller Rohstoff. (Foto: Mathias Mosbacher)

Energie aus Mais: Maisspindeln, die Kolben ohne Körner, gelten als attraktive Alternative zu herkömmlichen Rohstoffen. Allerdings sind diese bislang ungenutzt auf dem Feld verrottet. Das ändert eine Technologie aus der Steiermark: Ascon3 aus Leibnitz hat eine Erntemaschine entwickelt, mit der die Spindeln erstmals aufgesammelt werden können. Allein in der Steiermark könnte damit knapp ein Drittel des Heizölbedarfs ersetzt werden.

Maisspindeln gelten als echtes Universaltalent. Als Bindemittel in der Industrie, als Einstreu in der Tierhaltung, aber vor allem als erneuerbare Energiequelle kann der Kolben, an dem die Maiskörner befestigt sind, genutzt werden.

Das Problem: Während die Maiskörner geerntet werden, verrottete das Nebenprodukt bislang auf den Äckern. Die natürlich Ressource effektiv zu sammeln und schließlich zu verwerten, war bis dato schlicht nicht möglich.

Dieses Problem löst der steirische Agrarspezialist Ascon3, Unternehmenstochter von „Steirerkraft“-Produzent Alwera: Der zehnköpfige südsteirische Maschinenbaubetrieb hat im Auftrag von Landwirt Harald Tschiggerl aus Halbenrain erstmals einen Prototypen entwickelt, mit dem die Maisspindeln vom Acker aufgesammelt werden können.

Vorstellung der neuen Maschine: Landwirt Harald Tschiggerl, Alwera-Vorstandsmitglied Andreas Cretnik, die steirische Agrarlandesrätin Simone Schmiedtbauer und Ascon3-Geschäftsführer Bernhard Pfeiffer (v. l.) (Foto: Mathias Mosbacher)

Alternative zu Heizöl

„Indem wir ein bislang ungenutztes Nebenprodukt der Maisernte in eine wertvolle Ressource verwandeln, schaffen wir sowohl eine neue Einkommensquelle für Landwirte als auch eine umweltfreundliche Energiealternative. Die thermische Nutzung von Maisspindeln bietet enorme Potenziale für die Energiewende“, erklärt Erfinder Tschiggerl. Er spielt damit auf den hohen Energiehalt der Maisspindel an: Pro Hektar Maisfläche lässt sich etwa eine Tonne Kolben gewinnen – das entspricht einem Energiegehalt von etwa 600 Litern Heizöl. Hochgerechnet auf die steirischen Maisanbauflächen von 60.000 Hektar sollen durch die Entwicklung 36 Millionen Liter Heizöl substituiert werden. Etwa ein Drittel des steirischen Bedarfs an Heizöl – genutzt zur Beheizung von Gebäuden und kleinen Gewerbebetrieben – könnte dadurch ersetzt werden. „Diese Technologie ist nicht nur ein Gewinn für die Landwirtschaft, sondern ein bedeutender Schritt in Richtung einer autarken und klimafreundlicheren Energieversorgung“, so der Landwirt.

Der Prototyp der neuen Mais-Erntemaschine ist derzeit bereits in der Südoststeiermark im Einsatz. (Foto: Mathias Mosbacher)

Eigennutzung durch Landwirte

Neben dem Verkauf ist auch die landwirtschaftliche Eigennutzung der Spindeln möglich. Mit etwa eineinhalb Tonnen Spindelmaterial können beispielsweise bis zu fünf Hektar Mais getrocknet werden.

„Damit bietet sich für Landwirte auch die attraktive Möglichkeit, ihren Energiebedarf teilweise selbst zu decken und gleichzeitig auf eine umweltfreundliche und CO₂-neutrale Alternative zurückzugreifen. Dieser Schritt ist nicht nur ökonomisch sinnvoll, sondern auch ein Beitrag zum Klimaschutz. Unsere Technologie zeigt, dass nachhaltige Landwirtschaft und wirtschaftliche Effizienz Hand in Hand gehen können“, erklärt Andreas Cretnik, Vorstandsmitglied von Ascon3-Unternehmensmutter Alwera.

Untersuchungen des Instituts für Prozess- und Partikeltechnik der TU Graz zeigen, dass beim Verrotten der Spindeln genauso viel CO₂ freigesetzt wird wie bei ihrer Verbrennung. Heißt: Die thermische Nutzung der Maisspindeln ist klimaneutral und verursacht keine zusätzliche CO₂-Belastung.

Der südsteirische Maschinenbaubetrieb Ascon3 zeichnet für die Umsetzung der Maisspindel-Erntemaschine „Pegasos“ verantwortlich. (Foto: Mathias Mosbacher)

Unterstützung durch Land Steiermark

Der von Ascon3 und Tschiggerl entwickelte Prozess wurde kürzlich als Patent eingereicht. Der vereinfachte Ablauf: Ein sich drehendes Fördersystem sammelt die Spindeln auf und leitet sie in den Erntewagen der Maschine. Noch während des Vorgangs werden die Spindeln gereinigt und sortiert bzw. in den zehn Kubikmeter großen Laderaum transportiert.

Unterstützt wurde die insgesamt eine Viertelmillion Euro schwere Entwicklung durch das Land Steiermark: „Diese Entwicklung stärkt die Wertschöpfung in der Landwirtschaft und ist gleichzeitig ein wesentlicher Beitrag zu einer nachhaltigeren Zukunft, in der keine Ressourcen vergeudet werden. Wir sehen es als unsere Verantwortung und unseren Anspruch, Technologien zu entwickeln, die landwirtschaftliche Prozesse verbessern und gleichzeitig neue wirtschaftliche Perspektiven eröffnen. Durch diese Entwicklung nehmen wir nicht nur in unserer Region, sondern auch international eine Vorreiterrolle ein. Das stärkt die landwirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit und zeigt, dass die Steiermark ganz vorne mit dabei ist“, erklärt die steirische Agrarlandesrätin Simone Schmiedtbauer.

Schon ab dem kommenden Jahr soll die Maschine in Kleinserie produziert und international exportiert werden.

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