Während in China Milliarden in KI-Technologien investiert werden und Tech-Giganten aus den USA Innovationen in rasantem Tempo vorantreiben, kämpft der deutschsprachige Mittelstand noch mit grundlegenden Digitalisierungsfragen. Ist der Weg in die Cloud wirklich unumgänglich? Wie können Unternehmen Künstliche Intelligenz sinnvoll nutzen? Und welche Rolle spielt der Mensch in einer zunehmend automatisierten Arbeitswelt?
Antworten darauf geben Michael Zitz, CEO der All For One Group, und Patrick Ratheiser, Gründer des KI-Startups Leftshift One, im Wirtschaftswelt-Talk. Moderiert von Christoph Sammer, beleuchtet das Gespräch die Herausforderungen und Chancen der digitalen Transformation – hier gelangen Sie zum gesamten Interview.
Technologie als Wettbewerbsvorteil
Für Michael Zitz steht fest: Die Digitalisierung ist kein Selbstzweck, sondern ein strategischer Hebel, um Effizienz zu steigern und Wettbewerbsvorteile zu sichern. Er betont: „Technologie und Digitalisierung bringen enorme Vorteile – doch sie müssen für die Industrie greifbar und wirtschaftlich sinnvoll sein.“ Der CEO der All For One Group, einem führenden SAP-Integrator, sieht in der Cloud-Technologie einen entscheidenden Faktor für die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen. Die Migration auf moderne ERP-Systeme sei nicht nur eine technische, sondern auch eine betriebswirtschaftliche Notwendigkeit.
Leftshift One-Gründer-Patrick Ratheiser hingegen sieht in der Geschwindigkeit der Entwicklung eine zentrale Herausforderung für viele Unternehmen: „Der Zug rast. Unternehmen müssen sich jetzt mit Digitalisierung und KI auseinandersetzen – sonst verlieren sie den Anschluss.“ Er verweist auf die immense Geschwindigkeit, mit der KI-Technologien neue Möglichkeiten schaffen – aber auch darauf, dass viele Unternehmen noch nicht ausreichend vorbereitet sind, um diese Potenziale zu nutzen.
Mensch und Maschine: Eine neue Arbeitswelt
Trotz aller technologischen Fortschritte bleibt der Mensch im Mittelpunkt, bestätigt das Experten-Duo beim Wirtschaftswelt-Talk. Zitz betont, dass künstliche Intelligenz nicht dazu dient, Arbeitsplätze zu ersetzen, sondern Prozesse effizienter zu gestalten: „Wir dürfen nicht vergessen, dass der Mensch weiterhin eine entscheidende Rolle spielt. KI ist ein Werkzeug, das uns produktiver macht – aber ohne Menschen geht es nicht.“
Ratheiser sieht es ähnlich, warnt aber vor falschen Erwartungen: „KI ist kein Wundermittel. Unternehmen müssen erst ihre Datenstruktur in Ordnung bringen, bevor sie überhaupt von den neuen Möglichkeiten profitieren können.“
Europa unter Zugzwang
Während sich europäische Unternehmen noch mit Fragen der Digitalisierung beschäftigen, haben sich andere Märkte längst strategisch positioniert. Ratheiser verweist auf aktuelle Entwicklungen in China, wo Milliarden in KI-Projekte fließen: „Europa kann es sich nicht leisten, zuzusehen. Wenn wir nicht aktiv investieren und innovative Geschäftsmodelle entwickeln, werden wir technologisch abgehängt.“
Zitz bestätigt: „Wir sollten uns in unserer Region nicht zu sicher sein und ich glaube, wie in vielen Dingen, was uns gerade gesellschaftlich, geopolitisch passiert, wäre es glaube ich höchste Zeit, dass wir alle aufwachen. Viele sind vielleicht schon aufgewacht, aber bei vielen ist es noch notwendig aufzuwachen, nicht immer zu denken, dass wir nur die Besten und die Gescheitesten sind in unserem deutschsprachigen Raum.“
Zitz wiederum betont, dass sich Unternehmen nicht von kurzfristigen Trends treiben lassen dürfen, sondern eine klare Digitalstrategie benötigen. Eine durchdachte Roadmap sei entscheidend, um technologische Innovationen langfristig gewinnbringend einzusetzen: „Nicht jede neue Technologie ist für jedes Unternehmen sinnvoll. Es geht darum, die richtigen Werkzeuge gezielt einzusetzen, anstatt jedem Hype hinterherzulaufen.“
Der Mittelstand vor der Entscheidung
Fest steht: Die Digitalisierung verändert Branchen grundlegend. Unternehmen müssen sich der Herausforderung stellen, bestehende Prozesse zu überdenken und neue Technologien strategisch zu integrieren.
Wie dieser Wandel gelingt, hängt nicht zuletzt von der Fähigkeit ab, Technologie mit wirtschaftlicher Realität zu verbinden. „Das erfordert Investitionen, Mut und eine klare Vision“, betont Ratheiser.