Nur ein Bruchteil hörbeeinträchtigter Menschen trägt tatsächlich ein Hörgerät. Das steirische Start-up Everlistenwill das ändern: Mit einer App schafft das Jungunternehmen einen barrierefreien und einfachen Zugang zu medizinisch zertifizierten Hörtests am Smartphone. Nun expandiert der im Science Park Graz entwickelte Technologie-Betrieb am deutschen Markt. Akustiker Neuroth ist bereits als Investor an Bord.
Es ist ein weit verbreitetes Phänomen: Trotz offensichtlicher Hörbeeinträchtigung bleibt der Gang zum Akustiker aus. Laut Weltgesundheitsorganisation WHO sind es nur 17 Prozent der Hörbeeinträchtigten, die tatsächlich ein Hörgerät tragen. „Der Weg vom Erkennen und Eingestehen des Problems über den Arzt bis hin zum Hörgerät ist ein oft zu langer und komplizierter. Häufig vergehen viele Jahre, bis die Menschen überhaupt einen Hörtest in Erwägung ziehen“, erklären Markus Jausovec und Alexander Petschar.
Mit ihrem im März 2020 gegründeten Start-up „Everlisten“ bietet das Gründerduo eine niederschwellige Lösung für den – meist mühevollen – ersten Schritt hin zur Anschaffung eines Hörgeräts. Auf Basis einer App überprüft das bereits siebenköpfige Start-up das Hörvermögen am Smartphone – einfach, kostenlos und bequem von zuhause aus. Innovationskern ist ein medizinisch-zertifizierter Hörtest innerhalb der Applikation.
Das zugrundeliegende Geschäftsmodell: Im Bedarfsfall wird auch gleich der passende Kontakt zu einem Spezialisten hergestellt. „Je früher Menschen mit Experten in Kontakt treten, desto einfacher ist es später, etwas dagegen zu unternehmen. Mit unserer Lösung wollen wir auf das Thema aufmerksam machen und Menschen frühzeitig sensibilisieren“, betont Jausovec.
Zentrale Plattform
Die App selbst soll dabei als Plattform zwischen einer jüngeren Zielgruppe und den Hörgeräte-Akustikern dienen: „Wir schaffen eine Win-Win-Situation und agieren dabei als moderne Vermittler“, bringt es Petschar auf den Punkt. Aktuell können auf der App zwei Basis-Hörtests abgerufen werden: „Ein Eintrittspunkt, um zu erfahren, wie es um die eigene Hörgesundheit steht. Weitere Features sind in Planung“, erklärt der gebürtige Kärntner Petschar. Innerhalb der App informiert das Unternehmen darüber hinaus über die unterschiedlichsten Facetten des Hören. „Etwa auch wie man damit umgehen kann, wenn Personen aus dem Umfeld an Hörproblemen leiden“, sagt Petschar.
Unsere Rolle dabei ist, sie bestmöglich auf ihrem Weg an die internationale Spitze mit unserem hochkarätigen Netzwerk und der Erfahrung unserer Experten zu unterstützen.
Martin Mössler, Science Park Graz
Internationaler Wachstumskurs
Unterstützt wird das Start-up in ihrer Entwicklung vom Science Park Graz, der Gründerschmiede der steirischen Universitäten: „Unsere Start-ups beweisen einmal mehr, dass Wertschöpfung und neue Arbeitsplätze mit positiven gesellschaftlichen Entwicklungen einhergehen können. Unsere Rolle dabei ist, sie bestmöglich auf ihrem Weg an die internationale Spitze mit unserem hochkarätigen Netzwerk und der Erfahrung unserer Experten zu unterstützen“, erklärt Science Park Graz-Geschäftsführer Martin Mössler.
Mit Erfolg: In Deutschland wird die Everlisten-Technologie bereits gut angenommen – 60 deutsche Akustiker sind bereits auf der Plattform vertreten. Insbesondere in den Ballungszentren Berlin, Hamburg, Köln, Frankfurt und Hannover soll der Wachstumskurs aktuell fortgesetzt werden: „Für uns war entscheidend, aufgrund der Größe und der höheren Skalierbarkeit sowie der Ähnlichkeit zum österreichischen Markt gleich auf dem deutschen anzutreten. Wir wollen hier durchstarten“, gibt Petschar die Marschroute vor.
In Österreich ist die Situation ungleich anders: Mit Hörakustikspezialist Neuroth ist der heimische Marktführer bereits mit 20 Prozent in Everlisten investiert – und listet dementsprechend sämtliche Stores in Deutschland und der Schweiz auf der Plattform. „Wir sind sehr froh darüber, dass wir mit Neuroth bereits in einer so frühen Phase über einen derart starken Partner verfügen. Gemeinsam ist es unser Ziel, auch das Stigma des Hörgeräts zu entzaubern“, heben die beiden Gründer hervor.