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Kostenexplosion: Bauwirtschaft fordert Maßnahmen

Die steirische Bauwirtschaft fordert angesichts der dramatisch gestiegenen Kosten für Materialien und Rohstoffe Maßnahmen von der Bundesregierung: Die derzeit geltende Festpreisbindung müsse durch flexible Preisgleitklauseln ersetzt werden, fordert die steirische Bauinnung.

Die steirische Bauwirtschaft ist mit mehr als 16.000 Mitarbeitern ein ökonomischer Motor für den Wirtschaftsstandort. Aktuell droht diesem aber der Treibstoff auszugehen: Denn in Folge des zu Krieges in der Ukraine haben sich nicht nur die bereits davor gestiegenen Energiepreise vervielfacht, sondern auch einen dramatischen Rohstoffmangel in der Branche hervorgerufen. Während in vielen anderen Branchen die dramatischen Preissteigerungen bei Strom und Gas zur zentralen Herausforderung avancieren, gefährden die aktuell Versorgungsengpässe den Mittelstand der Bauwirtschaft existenziell.

Teuerungswelle

„Materialien wie Eisen, Stahl, Aluminium und Holz sowie beispielsweise sogar vermeintlich banale Fertigprodukte wie Schrauben und Nägel sind nicht nur von einer exorbitanten Teuerungswelle betroffen, sondern drohen in Konsequenz von Pandemie und nun des Krieges vollständig auszugehen“, warnen die Experten der steirischen Bauinnung der Wirtschaftskammer Steiermark.

Alexander Pongratz hat diese Woche das Amt des Landesinnungsmeisters an Michael Stvarnik übergeben (Foto: Pongratz)

Deutschland prescht vor

„Im Extremfall würden nicht haltbare Preise dazu führen, dass Unternehmer die Baustelle einstellen müssen, um nicht in den Konkurs zu schlittern“, erklärt der steirische Bau-Innungsmeister Alexander Pongratz. „Um einen Bau-Lockdown im Zusammenhang mit den Versorgungsengpässen abzuwenden, hat Deutschland bereits reagiert: Bei Bauleistungen für den Bund sind ab sofort Preisgleitklauseln in den Verträgen verbindlich. Der entsprechende Erlass von Bundesbauministerium und Bundesverkehrsministerium gilt zunächst bis zum 30. Juni. Ähnliches fordert die steirische Bauinnung auch hierzulande.

Setzt sich für die Baubranche ein: Landesinnungsmeister-Stellvertreter Josef Gasser (Foto: Oliver Wolf)

Konkret umfasst das Angebot dann einen Fixpreis für die Ausführung plus die Baustoffe zum Tagespreis. „Das ermöglicht eine ehrliche Kalkulation, von der beide Seiten profitieren. Dem Betrieb verschafft es Kostensicherheit und der Auftraggeber hat die Chance, mit Baubeginn günstiger auszusteigen, sollten die Preise wieder sinken“, sagt Pongratz.

Aufhebung der Festpreisbindung

Auch Innungsmeister-Stellvertreter Josef Gasser plädiert für eine temporäre Aufhebung der Festpreisbindung: „Während durch die Festpreisbindung bislang einzig das bauausführende Unternehmen der Unsicherheit von jähen und unberechenbaren Preisexplosionen ausgesetzt ist, muss das aktuell unkalkulierbare Risiko auf mehrere Schultern verteilt werden. Aus Sicht der Bauwirtschaft muss dies mit einer temporären Aufhebung der Festpreisbindung erfolgen. Dadurch kann sichergestellt werden, dass mit Flexibilität auf bestehende Verträge eingegangen werden kann.“

Gute Auftragslage und Forderung nach Investitionsfreibetrag: Baumeister Hans-Peter Zefferer (Foto: Zefferer)

Aus meiner Perspektive ist das Gebot der Stunde darüber hinaus, die Kostenlimits für den sozialen Wohnbau temporär außer Kraft zu setzen, damit dieser nicht ins Stocken gerät.

Baumeister Hans-Peter Zefferer

Forderung von Investitionsfreibetrag

Baumeister Hans-Peter Zefferer von Hölblinger & Zefferer aus Mariazell betont: „Die aktuelle Auftragssituation stimmt uns zuversichtlich, das Marktinteresse an unseren Kompetenzen ist trotz des volatilen Umfelds ungebrochen hoch.“ Er räumt aber ein, dass derzeit massiven Preisanstiege einen hohen Druck auf die Baubranche ausüben würden. „Nicht nur Holzwerkstoffe oder Materialien wie Stahl oder Beton sind um ein Vielfaches im Preis gestiegen und schwer zu erhalten, sondern auch Energie- und Treibstoffkosten haben massiv zugelegt. Als eine der zentralsten Branchen, an der viele weitere Sparten sowie der Wohnbau hängen, ist es aus meiner Sicht entscheidend, dass die öffentliche Hand dem Bausektor besondere Bedeutung schenkt“, sagt der Baumeister. Daher schlägt er vor: „Statt des Gießkannenprinzips bedarf es ab Herbst eines Investitionsfreibetrags, um die Wirtschaft weiter anzukurbeln. Auch Unterstützung für Private, um Wohnen auf leistbarem Niveau zu halten, ist erforderlich. Aus meiner Perspektive ist das Gebot der Stunde darüber hinaus, die Kostenlimits für den sozialen Wohnbau temporär außer Kraft zu setzen, damit dieser nicht ins Stocken gerät.“

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