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Künstliche Intelligenz in der Medizin: Diagnosen aus der Cloud

Die moderne Medizin steht an einem Wendepunkt: Künstliche Intelligenz (KI) wird zunehmend als Entscheidungshilfe in der Diagnostik eingesetzt. Dafür verantwortlich zeichnet ein Grazer Start-up: RobotDreams entwickelt KI-gestützte Software zur sekundenschnellen Analyse von Blutproben. Ob künstliche Intelligenz der bessere Diagnostiker ist und wie weit der Einsatz dieser Technologien gehen darf – darüber diskutierte im Technologie-Podcast „Wider.Sprechen“ Ulrich Weigelt, Co-Gründer von RobotDreams, mit Technologie-Experte Markus Seme und Moderator Christoph Sammer.

Ein zentrales Beispiel im Gespräch war die Diagnose des Herzinfarkts. Derzeit erfolgt diese mithilfe von Troponintests, die in bis zu 30 % der Fälle zu unsicheren Ergebnissen führen. RobotDreams setzt hier an: Das Unternehmen analysiert die Bestandteile eines Bluttropfens mittels KI und erzielt eine Genauigkeit von 94,7 %. Innerhalb von Sekunden lässt sich so eine Diagnose stellen, die schneller und präziser sein soll als aktuelle Verfahren. Weigelt betonte jedoch: „Unsere Software ist ein Decision-Support-Tool, keine vollständige Automatisierung der Diagnose.“ Die endgültige Entscheidung bleibe immer beim Arzt.

Wie viel Vertrauen hat die Gesellschaft in KI-Diagnosen?

Trotz beeindruckender Fortschritte bleibt Skepsis bestehen – vor allem auf Seiten der Patienten. Eine Studie der Harvard University zeigt, hebt Sammer hervor, „dass Patienten Diagnosen von KI-Systemen misstrauen, wenn sie wissen, dass diese nicht von einem Menschen stammen“. Paradoxerweise werden hingegen KI-generierte psychotherapeutische Empfehlungen oft als besser bewertet als jene von menschlichen Therapeuten – solange den Patienten nicht bekannt ist, dass die Antworten von einer Maschine stammen. „Patienten misstrauen grundsätzlich der Entscheidung einer KI, aber wenn sie nicht wissen, dass sie von einer KI kommt, bewerten sie die Empfehlung oft höher als die eines Menschen“, kommentierte Seme dieses Phänomen.

CEO und Co-Gründer von RobotDreams: Ulrich Weigelt (Foto: wider.sprechen)

Ein Milliardenmarkt mit großem Potenzial

Der Markt für KI-gestützte Diagnostik soll sich in den kommenden fünf Jahren auf 37 Milliarden US-Dollar verdreifachen. Laut Weigelt profitieren vor allem Start-ups von dieser Entwicklung, da sie schneller und flexibler auf Innovationen reagieren können als große Konzerne. Dennoch bleiben sie in vielen Fällen auf die Zusammenarbeit mit etablierten Unternehmen angewiesen, um regulatorische Hürden zu überwinden und Marktzugänge zu skalieren. „Ich war bei vielen Investoren, und oft hieß es: Kommt wieder, wenn ihr Umsätze macht. Aber dann brauche ich sie nicht mehr“, so Weigelt über die Herausforderungen der Kapitalbeschaffung im Medizinbereich.

Veränderungen in der Gesundheitsökonomie

Neben medizinischen Aspekten könnte die KI-Diagnostik auch die Versicherungsbranche umwälzen, wird in der Podcastfolge betont. Die Prävention wird kosteneffizienter, aber gleichzeitig besteht die Gefahr, dass Versicherungsprämien zukünftig an gesundheitsbezogene Social-Scoring-Modelle gekoppelt werden. „Es besteht die Gefahr, dass diejenigen, die ohnehin gesund leben, belohnt werden, während sozial Benachteiligte noch weiter zurückfallen“, warnte Seme.

Die Zukunft: Mensch und KI als Team

Obwohl KI immer leistungsfähiger wird, bleibe der menschliche Faktor entscheidend, sind sich Seme und Weigelt schließlich einig. Die Zukunft der Medizin liegt in der Zusammenarbeit von Mensch und Maschine: Ärzte werden verstärkt zu Coaches, die Patienten durch den Informationsdschungel begleiten. „Ich lasse mich am liebsten von einem Arzt behandeln, der KI als Unterstützung nutzt“, resümierte Weigelt.

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