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Podcast “Wider.Sprechen”: Muss jedes Unternehmen Software entwickeln?

Radikale Umbrüche, digitale Transformation – und das in Zeiten der Krise: In der aktuellen Folge von “Wider.Sprechen”, einem der führenden österreichischen Technologie-Podcasts, haben Viktoria Ilger von der AVL List und Daniela Pak-Graf vom Merkur Innovation Lab über die digitale Transformation zweier unterschiedlichen Branchen diskutiert. Während die Automobilindustrie zunehmend zu einem digitalen Mobilitätsökosystem wird, steht die Versicherungsbranche erst am Beginn der Veränderung. In dieser Episode wird klar, warum Software heute über Erfolg oder Misserfolg entscheidet. Ein Einblick.

“Wider.Sprechen” – der Podcast von Technologie-Experte Markus Seme und Moderator Christoph Sammer steht für hitzige Diskussionen und tiefe Einblicke. Diesmal stellte sich das Duo die Frage, ob in einer digitalisierten Welt jedes Unternehmen zwangsläufig zum Software-Unternehmen werden müsse.

Seme stellt vorab seine Sicht auf die Dinge klar: “In den letzten Jahren haben wir von vielen unserer Kunden gehört: ‘Wir sind Maschinenbauer, Weltmarktführer in unserem Bereich, aber jetzt sehen wir, dass ähnliche Maschinen auch anderswo gebaut werden – vielleicht günstiger, vielleicht nicht ganz so gut, aber wir müssen uns abheben.’ Das war der Moment, in dem Digitalisierung und digitale Transformation aufgekommen sind. Die Unternehmen haben erkannt, dass sie ihre Daten in die Cloud bringen und zugänglich machen müssen, beispielsweise auf mobilen Geräten. Immer mehr Unternehmen kommen heute zu uns und sagen: ‘Wir müssen jetzt ein Software-Unternehmen werden.”

Ilger: “Mobilität als Teil eines offenen Ökosystems”

Die beiden Gäste, Daniela Pak-Graf (Merkur Innovation Lab, hier mehr) und Viktoria Ilger (AVL Creator’s Expedition, hier mehr) waren sich einig darüber einig, dass Software eine zentrale Rolle in der Zukunft spiele. Die Ansätze variieren jedoch stark nach Branche.

Ilger argumentierte, dass besonders in der Automobilbranche ein radikales Umdenken erforderlich sei: „Wir stehen vor einer massiven Umwälzung. Früher ging es nur um Hardware, heute spielt Software die zentrale Rolle. Wir können nicht mehr nur ein abgeschlossenes System Auto entwickeln, sondern müssen Mobilität als Teil eines offenen Ökosystems verstehen, das mit vielen anderen Anbietern vernetzt ist. Der Druck ist enorm, aber Unternehmen, die diese Transformation hin zu Software und digitalen Lösungen nicht umsetzen, werden es schwer haben, im Wettbewerb zu bestehen.“

Pak-Graf: “Geringerer Innovationsdruck”

Pak-Graf, aus der Perspektive einer stark regulierten Versicherungsbranche, widersprach nur teilweise. Sie erklärte, dass die Versicherungsbranche trotz ihres “geringeren Innovationsdrucks auf neue Technologien setzen müsse”, um langfristig konkurrenzfähig zu bleiben.

Allerdings: „Im Versicherungsbereich digitalisieren wir momentan hauptsächlich Prozesse. Leider werden sie oft einfach nur zu einem digitalen, schlechten Prozess, der nicht wirklich viel anders ist als der Prozess davor. Wir müssen noch viel tun, um wirklich als Innovatoren in unserer Branche wahrgenommen zu werden.“

Ilger ging darauf ein: „Das ist etwas, was von vielen unterschätzt wird: Digitalisierung bedeutet nicht nur, ein paar Prozesse zu verbessern. Sie verändert das gesamte Unternehmen, bis hin zum Kundenverhalten. Startups haben hier einen Vorteil, sie denken von Beginn an digital. Für etablierte Unternehmen ist es eine immense Herausforderung, aber gleichzeitig auch eine riesige Chance.“

Seme: “Wille zur Innovation reicht nicht aus”

Für Technologieexperte Seme kommt das unterschiedliche Tempo in den beiden Branchen nicht überraschend: “Der digitale Wandel trifft nicht alle Branchen gleich. Während einige Unternehmen ihre Prozesse beschleunigen müssen, haben andere noch etwas mehr Spielraum, um Innovationen strategisch zu integrieren. Aber der Druck wird in allen Branchen steigen.” Er stellt aber klar: “Die Automobilindustrie befindet sich an einem Scheideweg. Unternehmen wie Tesla haben gezeigt, wie wichtig Softwarekompetenz geworden ist. Wer diese Fähigkeit nicht schnell entwickelt, wird in Zukunft große Schwierigkeiten haben, wettbewerbsfähig zu bleiben. Nur der Wille zur Innovation reicht nicht aus, es braucht ein tiefes Verständnis und die Bereitschaft, kalkulierte Risiken einzugehen.”

Hier geht’s zur neuesten Podcast-Folge von “Wider.Sprechen”:

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