Jürgen Geuter, laut Süddeutscher Zeitung „Deutschlands präzisester KI-Kritiker“ trifft auf Patrick Ratheiser, Co-Gründer eines der laut Forbes „bahnbrechnendsten KI-Start-ups im deutschsprachigen Raum“: Da steht Widerspruch planmäßig am Programm. Zumindest verfolgten dieses Konzept die beiden Podcast-Herausgeber von „Wider.Sprechen“, einem der führenden Technologie-Podcasts Österreichs. Ein Zwiegespräch zwischen Fortschritt und Ethik.
In der jüngsten Episode des Technologie-Podcasts Wider.Sprechen, bekannt für Diskussionen zwischen Widersachern an der Schnittstellen von Technologie und Gesellschaft, stand das Thema künstliche Intelligenz (KI) im Mittelpunkt. Zu Gast waren zwei prominente Stimmen der KI-Debatte: Patrick Ratheiser, Co-Gründer des Technologieunternehmens Leftshift One, bekannt für seine fortschrittliche Arbeit im Bereich der KI, und Jürgen Geuter, ein renommierter KI-Kritiker, Informatiker und Philosoph, der für seine fundierten ethischen Betrachtungen zur Technologieentwicklung geschätzt wird. Insbesondere im Netz hat sich Geuter unter dem Pseudonym „Tante“ einen Namen gemacht.
Wir stehen erst am Anfang dessen, was KI leisten kann.
Patrick Ratheiser, Leftshift One
Schon mit den ersten Fragen schworen Technologieexperte Markus Seme und Moderator Christoph Sammer, die Herausgeber des Podcasts, den geplanten Widerspruch herbei. Als Ratheiser über die Chancen von KI schwärmte („Wir stehen erst am Anfang dessen, was KI leisten kann. Die Möglichkeiten sind grenzenlos, und es ist unsere Aufgabe, diese zum Wohle der Menschheit zu nutzen“), hob Geuter die Notwendigkeit strenger ethischer Richtlinien hervor: „Aber wo ziehen wir die Linie? Ja, KI kann Wunder bewirken, doch ohne strenge ethische Richtlinien laufen wir Gefahr, die Kontrolle zu verlieren.“
Während Ratheiser argumentierte, dass die Angst vor Fortschritt kein guter Ratgeber sei („Natürlich müssen wir verantwortungsvoll handeln. Aber Angst vor Fortschritt ist kein Produktivmotor“), warnte Geuter vor den potenziellen Gefahren einer nicht reflektierten Innovation: „Innovation ohne Reflexion ist gefährlich. Wir dürfen nicht blind in eine Zukunft stolpern, in der KI mehr Entscheidungen trifft als der Mensch selbst.“
Effizienz ist kein Allheilmittel. Wir müssen auch die sozialen Kosten bedenken. Was passiert mit den Arbeitsplätzen, die durch KI ersetzt werden?
KI-Kritiker und Netzkritiker Jürgen Geuter alias „Tante“
Die Diskussion geriet an einen besonders spannenden Punkt, als das Thema der Anwendung von KI in Unternehmen aufkam. Ratheiser hob die potenziellen Vorteile hervor: „KI kann Unternehmen revolutionieren, Effizienz steigern und völlig neue Geschäftsmodelle ermöglichen.“ Geuter jedoch mahnte zur Vorsicht und betonte die sozialen Kosten: „Effizienz ist kein Allheilmittel. Wir müssen auch die sozialen Kosten bedenken. Was passiert mit den Arbeitsplätzen, die durch KI ersetzt werden?“ Technologieexperte Seme vermittelte in dieser Position: „Beide Perspektiven haben ihre Berechtigung. Es ist wichtig, die Vorteile der KI zu nutzen, während wir gleichzeitig die sozialen Kosten und Auswirkungen genau im Auge behalten müssen. Die Entwicklung von KI-Technologien sollte ethische Überlegungen berücksichtigen und einen Rahmen bieten, der sowohl Innovation fördert als auch soziale Gerechtigkeit gewährleistet.“
In der Frage der Regulierung erklärte Geuter: „Ohne klare Regeln und Transparenz riskieren wir, eine Black-Box-Gesellschaft zu schaffen, in der Entscheidungen von Maschinen getroffen werden, die wir nicht verstehen oder hinterfragen können.“ Dem hatte Ratheiser nichts entgegen zu setzen: „Technologie voranzutreiben, bedeutet auch, Verantwortung zu übernehmen. Wir müssen sicherstellen, dass KI ethisch einwandfrei eingesetzt wird, und ich stimme zu, dass Regulierung ein Teil davon sein muss.“ Seme ordnete ein: „Die Frage, die gestellt werden muss, lautet: Will man jetzt die Konkurrenzfähigkeit von Unternehmen in Europa gegenüber anderen schützen oder geht es geht es wirklich darum, die wichtigsten Dinge in den Lebensbereichen der Menschen, dass man da eben bestimmte, einen bestimmten Schutz reinbringen will?“
Moderator Sammer beschließt schließlich mit einer Metapher: „Ich glaube aber, dass das Skript, ob KI zur Tragödie oder doch zur Komödie wird, entscheidet. Und das schreiben hoffentlich wir Menschen – und keine Maschinen.“
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